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MTU punktet mit On-Site-Angebot im chinesischen Regional­flugmarkt

In China entwickelt sich eine große Nachfrage für Flüge zwischen Sekundärzielen. China Express Airlines ist ein aufstrebender Anbieter, der vom On‑site‑Angebot der MTU profitiert.

09.2019 | Autor: Andreas Spaeth | 3 Min. Lesezeit

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Andreas Spaeth ist seit über 25 Jahren als freier Luftfahrtjournalist in aller Welt unterwegs, um Airlines und Flughäfen zu besuchen und über sie zu berichten. Bei aktuellen Anlässen ist er ein gefragter Inter­viewpartner in Hörfunk und Fernsehen.

Seit April 2019 fliegt die erste private chinesische Regionalfluggesellschaft von der Zehn‑Millionen‑Metropole Zhengzhou, Hauptstadt der Henan‑Provinz, nach Mandalay in Myanmar, einem beliebten Urlaubsziel. „China Express Airlines setzt auf Nischenmärkte. Der Bedarf dafür in China ist riesig, weil Fliegen noch ein Novum, aber extrem im Kommen ist“, sagt Daniel Hummel von der MTU Maintenance Berlin‑Brandenburg in Ludwigsfelde.

Die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg ist auf CF34-Triebwerke spezialisiert. Fahren Sie über das Bild für eine größere Ansicht

Die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg ist auf CF34-Triebwerke spezialisiert.

Die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg ist auf CF34-Triebwerke spezialisiert.

China Express Airlines schafft Verbindungen zwischen den Millionenstädten in China. Fahren Sie über das Bild für eine größere Ansicht

China Express Airlines schafft Verbindungen zwischen den Millionenstädten in China.

China Express Airlines schafft Verbindungen zwischen den Millionenstädten in China.

Hummel ist zuständig für den Sales Support für MRO‑Leistungen an CF34‑Triebwerken, die verschiedene Regionaljet‑Muster antreiben. Aus Brandenburg heraus betreut Hummel mit einem Team auch den On‑Site‑Service in China. Vor Ort wird er unterstützt durch einen chinesischen Kollegen von der MTU Maintenance Zhuhai, ein erfolgreiches Joint Venture der MTU mit China Southern Airlines, einer der größten Fluggesellschaften des Landes.

Visitenkarte abgegeben

Jüngst konnten Daniel Hummel und sein Team mit tatkräftiger Unterstützung der MTU Maintenance Zhuhai China Express Airlines aus einer Klemme helfen und damit eindrucksvoll ihre „Visitenkarte abgeben“, wie Hummel es nennt. Denn bisher war die chinesische Regionalfluggesellschaft kein regelmäßiger MTU‑Kunde, sondern ließ ihre Triebwerke von einem japanischen Wettbewerber instand halten. „Aber es gibt überhaupt nur sechs Shops weltweit, in denen das CF34 instandgesetzt werden kann, und die arbeiten wie die gesamte MRO‑Branche am Anschlag“, weiß Daniel Hummel. „Wir sind eingesprungen, als sich zwei ihrer CF34 einem sogenannten UER (Unscheduled Engine Removal) unterziehen mussten, nachdem es im Flugbetrieb zu Beschädigungen gekommen war.“

Der On‑Site‑Service mit aus Deutschland angereisten MTU-Experten, unterstützt vom Standort in Zhuhai, konnte Abhilfe schaffen. Vor Ort wurden im Oktober 2018 jeweils die Module der Hochdruckturbinen ausgebaut, per Luftfracht nach Berlin geschickt und dort fachgerecht instandgesetzt. Das Werk Ludwigsfelde ist auf CF34‑Motoren spezialisiert. „Der Komponentenversand ermöglichte weitaus niedrigere Reparaturkosten im Vergleich zum Verschicken kompletter Triebwerke“, sagt Hummel. Während die Arbeiten technisch für die MTU zur Routine gehörten, war die Bürokratie in China ungewohnt. „Um die Genehmigungen für das Arbeiten vor Ort zu erhalten, müssen viele Schnittstellen eingebunden werden, manchmal dauert das Monate. Auch unsere für die Arbeiten in China nötigen Werkzeuge mussten zweieinhalb Wochen beim Zoll auf die Einfuhrgenehmigung warten“, erinnert sich der MTU‑Manager.

Aber er ist überzeugt, dass sich die Mühe lohnt. „Unsere Kollegen aus Zhuhai sind hervorragende Übersetzer und Türöffner in China. Dort sind alle in der Luftfahrtbranche Absolventen von nur vier Universitäten und haben daher ein sehr gutes Netzwerk untereinander“, berichtet Hummel. Die MTU Maintenance Zhuhai ist unter anderem spezialisiert auf CFM56‑Triebwerke der Airbus A320‑Familie, die China Express Airlines ebenfalls betreibt. Hier ergeben sich mögliche weitere Geschäftsfelder.

14 Millionen
Sitze/Woche
Inlandsflugmarkt
7 x mehr
Inlandsflüge als
Grenzüberschreitene
+ 14 %
Wachstum im
internationalen Flugverkehr

Wachstum abseits der Hauptrouten

Gerade der Verkehr zwischen Flughäfen abseits der Hauptrouten, wie ihn China Express anbietet, verspricht enormes Wachstum. Bereits heute ist China hinter Indien weltweit der zweitgrößte Inlandsflugmarkt, beinahe dreimal so groß wie jener der USA. Derzeit gibt es nach Angaben der Beratungsfirma CAPA in China mit 14 Millionen Sitzen pro Woche siebenmal mehr Kapazität auf Inlandsflügen als auf grenzüberschreitenden Verbindungen. Allerdings wächst der internationale Verkehr noch viel schneller, um 14 Prozent im vergangenen Jahr, innerhalb der letzten fünf Jahre gab es eine Verdopplung.

Das Land ist ein großartiger Markt mit vielen Chancen für Wachstum im regionalen Flugverkehr.

Professor Li Guijin, chinesisches Civil Aviation Management Institute

Da die großen internationalen Drehkreuz‑Flughäfen im Reich der Mitte oft überfüllt sind, entwickelt sich zügig ein dynamischer Markt zwischen Sekundärstädten, von denen es so viele wie in keinem anderen Land gibt. China hatte bereits bei der letzten Volkszählung 2010 insgesamt 85 Städte mit mehr als einer Million Einwohner. „Das Land ist ein großartiger Markt mit vielen Chancen für Wachstum im regionalen Flugverkehr“, sagt Professor Li Guijin vom chinesischen Civil Aviation Management Institute. „Kleinere regionale Gesellschaften sollten mit großen Airlines kooperieren, die Zusammenarbeit zwischen Air China und China Express ist ein positives Beispiel“, lobt Professor Li Guijin.

Und Daniel Hummel ist überzeugt, dass die MTU vor allem bei privaten Fluggesellschaften wie China Express eine gute Ausgangsposition hat. „Wir konnten dort ein maßgeschneidertes, flexibles Angebot vorlegen. Gute Kommunikation öffnet viele Türen.“

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